Die Dame mit den Nelken: Roman Gebundenes Buch 1963 von A. J. Cronin J321
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Beschreibung
Kaum zu glauben, dass dieses Buch von A. J. Cronin stammen soll. Es ist so ganz anders als alles andere, was ich von ihm kenne. Vor allem aber spiegelt es ein Frauenbild wieder, welches gänzlich untypisch ist für ihn. Eine Karriere für Frauen sei unsinnig, wie man auf Seite 228 erfährt. Das widerspricht den Frauenfiguren in den anderen Romanen, die ich von Cronin bislang gelesen habe. Soll das etwas ironisch gemeint sein? Oder ist es eine Komödie und ich habe es bloß nicht erkannt?
„Sie war eine schwache, hilflose Frau, sie bedurfte eines helfenden Armes und eines stärkeren Willens, den sie, unter Tränen, um Schutz angehen konnte.“ (167) Originalton Katherine Lorimer, 35 Jahre alt, selbständige Unternehmen in Sachen Antiquitäten. Zu Beginn der Geschichte überbietet sie selbstbewusst einen anderen Händler, um für 9.800 Pfund eine Miniatur von Hans Holbein zu erstehen. Geld, das sie eigentlich nicht hat, da sie aber einen vermeintlich sicheren Weiterverkauf an einen amerikanischen Kunden plant, stört sie das nicht sonderlich.
Eben diese Katherine ist auch eine Ersatzmutter für ihre Nichte Nancy Sherwood, die sie aufgezogen hat seit deren Eltern ums Leben gekommen sind. Nancy, von Beruf Schauspielerin, kehrt von einer Südfrankreich-Reise mit einem Verlobten zurück. Dummerweise ist der erste Eindruck, den Chris Madden bei der Ersatzmama hinterlässt, ein greulicher. Aber keine Sorge, das ändert sich.
Liebesverwirrungen. Darum geht es in diesem Buch. Und weil dies für anspruchsvolle Leser möglicherweise zu wenig zu bieten hat, verknüpft der Autor die Handlung mit der oben angesprochenen Miniatur, die eine gewisse Lucy de Quercy zeigen soll. Tochter eines Gesandten am Hofe von Heinrich VIII. Dumm nur, dass ich nirgendwo im Internet einen Hinweis auf dieses Bild gefunden habe. Eine Erfindung? Aber Vorsicht, man kann sich schließlich nicht immer auf Wikipedia & Co. verlassen. Die Beschreibung der Miniatur auf Seite 50f hat meine Zweifel jedoch verstärkt. Eine Miniatur, auf der neben der Lady auch noch ein zweigeteilter Tisch mit Mandoline und Büchern zu sehen ist? Würde das nicht den Rahmen sprengen? Zwar gibt es ein Gemälde mit den Gesandten, auf denen weitere Gegenstände abgebildet sind, aber eine vergleichbare Miniatur habe ich nicht gefunden. Die auffällige zerrissene Saite der Laute in dem Bild der GESANDTEN, ein Symbol für die gestörte Harmonie. Wir erinnern uns, Heinrich VIII betrieb damals vehement die Scheidung von seiner ersten Frau, um die schwangere Anne Boleyn heiraten zu können. Soll die intakte Mandoline hingegen ein Emblem für einzig wahre Harmonie sein? Wie auch immer … Die GESANDTEN haben mir nicht weitergeholfen. Gemalt im Frühjahr 1533 (Lucy soll um 1532 entstanden sein) zeigt es Jean de Dinteville und George de Selve...